Das Ding mir der Dankbarkeit

Dankbarkeit

Alexandra

9/19/20252 min read

Das Ding mit der Dankbarkeit

Als Kind wurde mir das oft gesagt: „Sei doch einfach dankbar.“
Schon mal gehört, oder? Dieser Satz klingt klug. So, als würde er sofort alle Zweifel, Frustration und innere Leere beseitigen. Tut er aber meistens nicht.

Dankbarkeit ist in aller Munde. In Tagebuchvorlagen, Ratgeberbüchern, in Podcasts mit beruhigender Stimme. „Schreib dir jeden Morgen drei Dinge auf, für die du dankbar bist.“ Ich mache das auch in meiner Morgenroutine. ABER: Man kann auch dabei ziemlich gut an sich vorbei schreiben. Zumindest geht es mir so.

Dankbarkeit sollte man auch mal rückwärts denken
Rückblickend sind wir oft klüger. Da erkennen wir, was wir vorher nicht sehen konnten:
Dass der vermeintliche Rückschlag vielleicht der einzige Weg war, um aus einer Sackgasse rauszufinden. Dass eine Kündigung ein Geschenk war. Oder ein gescheitertes Projekt die Befreiung, die du gebraucht hast.
Im Moment selbst war es furchtbar. Die Dankbarkeit kam später. Mit Abstand. Mit Erkenntnis.
Nicht auf Knopfdruck – sondern als stiller Gast, der irgendwann anklopft und sagt: Jetzt kannst du’s sehen.

Dankbarkeit kann ehrlich sein – oder aufgesetzt
Es gibt Tage, da fühlt sich alles eng an.
Da hilft kein „Ich bin dankbar für xxx“. Da wärst du lieber undankbar mit Strandblick und einem anderen Leben. Auch ich schreibe dann irgendwas auf, weil ich das so gewohnt bin. Aber genau hier wird’s schräg.
Dankbarkeit, die du dir überstülpst, ist keine.
Sie ist höflich, angepasst – und manchmal ein gut gemeinter Selbstbetrug.

Dankbarkeit kann banal sein – und trotzdem tragen
Manchmal zeigt sie sich in den kleinen Momenten, die kein Foto wert sind, aber ein tiefes Ach ja, stimmt auslösen:
– Wenn du morgens zur Kaffeemaschine schlurfst – und der Wassertank ist nicht leer.
– Wenn du nach einem langen Arbeitstag allein zuhause bist und niemand will was von dir.
– Wenn du dich traust, abzusagen, obwohl du jahrelang zu allem Ja gesagt hast.
– Wenn dir ein Nachbar einfach mal so hilft oder du zufällig im Supermarkt ein nettes Gespräch hattest
– Wenn du beim Scrollen über alte Chatverläufe merkst: Gut, dass ich da raus bin.
Dankbarkeit hat viele Gesichter. Sie ist nicht immer ein großes Gefühl.

Dankbarkeit ist eine Haltung – kein To-do
Sie kommt nicht immer zur rechten Zeit. Manchmal kommt sie, wenn alles vorbei ist. Wenn der Staub sich gelegt hat. Wenn du auf etwas schaust, das wehgetan hat – und plötzlich merkst: Ich bin dankbar, weil ich gewachsen bin. Das ist kein Instagram-Zitat. Das ist Leben.

Fazit?
Dankbarkeit ist nicht nett.
Sie ist ehrlich, vielschichtig – und manchmal unbequem.
Aber wenn sie echt ist, dann macht sie dich frei.
Und zu guter Letzt: Dankbar sein für das was kommt, weil es schon im Feld ist.