Weihnachtsgedanken

Alexandra

12/13/20242 min read

Weihnachten zwischen Zauber und Einsamkeit

Stille Nacht, heilige Nacht. Eine Nacht voller Ambivalenz. Früher war Weihnachten ein positiver Stress: Mittags zur Oma, Kinderchristmette, im Stundentakt weiter zu Tanten und Onkeln, Geschenke, auspacken, weiterziehen. Ein Geschenkeabholmarathon einmalig im Jahr.

Heute ist es anders. Die Vorweihnachtszeit hat durchaus ihre Magie. Ich liebe die Jahreszeiten, und wenn es draußen kalt ist, alles funkelt mit Lichterketten, fühle ich manchmal diesen Hauch von Zauber. Und wenn dann noch Schnee fällt, die Welt glitzert und in stiller Schönheit versinkt, freu ich mich noch mehr.

Doch Zuhause in meiner Wohnung? Dort gibt es keinen Christbaum, keine Deko. Zu oft habe ich Weihnachten allein verbracht. Es hat mich erschüttert, wie alleine ich eigentlich war. Menschen, die mich beruflich kennen, würden das nie vermuten. Und jedes Jahr denke ich, ich müsste diese Trauer in mir längst überwunden haben – aber es ist, als hielte ich daran fest. Vielleicht liebe ich die Opferrolle, weil sie mir vertraut ist.

Früher gab es einen Lichtblick. Mein Pferd, Ninny. Jedes Jahr am 24. Dezember, wenn andere mit ihren Familien zusammen saßen, bin ich abends gegen 18 Uhr in den Stall gefahren. Dort war ich ganz allein. Ich habe das Radio eingeschaltet und – Bayern 1 spielte Weihnachtslieder – mit Ninny in der Halle mit einem Gymnastikball gespielt. Wenn dann noch drei Nüsse für Aschenbrödel kam, kam ich mir vor, wie eine Prinzessin und kuschelte mich an meine Stute. Diese Momente waren mein stilles Weihnachtsglück. Heimlich habe ich auch die Pferde anderer Besitzer aus der Box geholt, sie bewegt, ihnen Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie für manche nur Sportgeräte waren. Ihre Blicke, dass sie jemand einfach mal Pferd sein lässt, waren tief berührend. Es war oft bitterkalt, aber ich war erfüllt. Später zu Hause ein Weihnachtsfilm mit Happy End – das war meine Version von Weihnachten.

Doch Ninny ist nicht mehr da. Vor sechs Jahren musste ich sie gehen lassen. Seitdem fühlt sich Weihnachten jedes Jahr ein bisschen dunkler an.

Und doch: irgendwo in mir lebt noch die Hoffnung. Der Traum von einer schneebedeckten Landschaft, vielleicht in einem Chalet, von einem warmen Moment am Kamin, der mich wieder glücklich fühlen lässt. Weihnachten ist für mich ein Alptraum – es ist ein stilles Ringen zwischen der Sehnsucht nach Zauber und der Herausforderung, mit Einsamkeit Frieden zu schließen.

Vielleicht, ganz vielleicht, liegt der wahre Zauber darin, den Schmerz zu umarmen und ihn Teil des Lichts werden zu lassen.