Yes - I can
Aus Freude am Zahlen
Alexandra
1/24/20252 min read


Ich nenne es Transformationsfortschritte - oder ist das zu kompliziert?
Neulich flatterte mir eine E-Mail von einem Inkasso-Büro ins Haus. Das musste ein Betrug sein! Mein Cortisol schäumte über im Wutmodus und als allererstes gab ich den Namen des Inkassobüros in der Suchmaschine ein, mit Pluszeichen zum Wort "Betrug was tun?" Felsenfest war ich davon überzeugt, dass es gar nicht anders sein könnte.
Wie unseriös. Ich bezahlte meine Rechnung immer gleich und sofort. Mein Suchen nach Betrug ergab unzählige andere Namen, aber dieses schien echt zu sein. Der Name der Firma, der ich angeblich den Betrag von 44,97 Euro seit 4 Monaten schuldete, sagte mir gar nichts.
In der Suche nach meinen E-Mails und Belegen wurde ich fündig. Ich hatte tatsächlich Ordner bestellt, die Rechnung per E-Mail erhalten und sie nicht gleich in meiner Buchhaltung abgespeichert. Ich ärgerte mich erneute und suchte weitere Minuten, ob ich jemals eine Mahnung erhalten hatte als Erinnerung. Gefunden hatte ich nichts.
Das Eau de Toilette des Tages war eine Mischung aus Frust, Ärger und hohem Cortisolspiegel.
Aber die Story ging weiter:
Just einen Tag später erhielt ich - unabhängig von Aktenordnern - einen Pullover, den meine Mutter wollte. Nirgends gab es genau diesen lila Pullover nach ihren Kriterien. Schon gar nicht auf Amazon. Ich checkte bei der Bestellung eine Woche vorher akribisch die Rücknahmebedingungen - dachte ich. 30 Tage Rückgabe. Okay - ausnahmsweise bei einem unbekannten Anbieter.
Fazit: Besagter Pullover war weder flauschig, noch sah er trotz 59 Euro so wie auf dem Foto aus. Der Kundendienst teilte mir nach meiner Nachricht mit Bitte um Rücksende-Etikett sein Bedauern mit; ich könnte gerne den Pullover mit Bezahlung des Portos nach China zurücksenden. Bitte wohin? War ich damals geistig umnachtet?
Schlappe 53 Euro spuckte mir der Paketdienst aus. Ging ja gar nicht. Ich erspare euch den Ping-Pong-E-Mail-Verkehr mit gleichem Duft, diesmal intensiver als Eau de Parfum.
Ich kochte vor Wut. Schließlich schlichtete Paypal mit einer Entschädigung und Behalten des Pullovers mit einer Rückzahlung von knapp 20 Euro. Meine Lehrgeldsumme: Einmal 25 Euro plus 39 Euro machte 64 Euros plus schlechter Laune.
Zähneknirschend setzte ich mich and den PC, um einmal Inkasso zu überweisen und den Paypal-Betrag zu akzeptieren. Plötzlich schickte mir mein Gehirn eine Nachricht. Sie lautete: You can.
Ich schaute an meine öde weiße Bürodecke und dachte mit zunehmenden Enthusiasmus: YES. YES - I can aber sowas von! Es beeinflusste mein Leben in keiner Weise. Nicht heute, nicht morgen. Piepegal.
Wie genial war das denn? Ich erledigte die Sachen mit Freude und dachte, was das für eine Freiheit war - und wenn es nur um einen zweistelligen Betrag ging. Danke ! Danke, dass mir dies durch diesen Vorfall gezeigt wurde, wie gut es mir finanziell ging.
Diese beiden Vorfälle waren eine Erinnerung daran, wie leicht das Leben sein kann.
Das Leben ist immer neutral. Die Kunst liegt darin, zu wählen, ob man es positiv oder negativ bewertet.